Ethik
Darf man Tierversuche durchführen, um Menschen zu heilen?
Soll man auf Fleisch verzichten, um das Klima zu retten?
Was machen Google, Amazon und Instagram mit meinen Handy-Daten?
Unsere Welt wird immer schneller und komplexer und wir sind täglich mit Situationen konfrontiert, in denen wir entscheiden müssen, wie wir handeln sollen. Ein Werkzeug für gute Entscheidungen ist die Ethik.
Im Ethikunterricht denken wir gemeinsam über diese Fragen nach, diskutieren und erarbeiten Grundlagen für richtiges Handeln. Dabei gibt es meist nicht die eine richtige Lösung, es sollen immer unterschiedliche Meinungen und Weltanschauungen berücksichtigt und respektiert werden.
Inhaltlich widmen wir uns vielfältigen Themen des Lebens, wie zum Beispiel Menschenrechten, Umweltschutz, Sucht, Social Media u.v.m.
Seit 2021/22 ist Ethik maturabler Pflichtgegenstand für alle SchülerInnen der Oberstufe, die keinen Religionsunterricht besuchen.
Aus dem Ethikunterricht:
Workshop zum Thema "Demenz"
Zum Themenbereich „Blick aufs Alter“ lud ich Frau Judith Nemeth vom Kompetenzzentrum für Demenz der Caritas zu einem 2-stündigen Workshop in den Ethikunterricht der 7B-Klasse ein.
Anhand von privaten Fotos und Erzählungen erklärte uns die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin die 7 Stadien der Demenzerkrankung. Körperliche und psychische Veränderungen von Betroffenen, Auswirkungen auf Angehörige, Einrichtungen für Erkrankte, Möglichkeiten der Hilfe und finanzieller Unterstützung wurden erklärt und diskutiert. Ab wann braucht der/die Erkrankte Hilfe? Was versteht man unter Pflegegeld? Was ist eine Patientenverfügung? Ab wann ist eine Vorsorgevollmacht sinnvoll?
Im interaktiven Teil des Workshops tauchten die Jugendlichen ein bisschen tiefer in die Welt der Betroffenen ein: Wie fühlt es sich an, wenn der Orientierungssinn verloren geht oder man Nahrung nicht mehr selbst auf sein Besteck bringt? Als gesunder Mensch gelingt das Zuknöpfen eines Arbeitsmantels problemlos, während es den Demenzkranken in großen Stress versetzen kann. Wir versuchten es mit dicken Arbeitshandschuhen, um uns besser vorstellen zu können, wie schwer es für eine(n) Betroffene(n) sein muss. (siehe Fotos im Anschluss)
Ist es denn sinnvoll, 17-Jährige mit dem Thema Älterwerden und all seinen Folgen auf Körper und Seele zu konfrontieren? Meiner Meinung nach JA, unbedingt. Eines der wichtigsten Ziele des Ethikunterrichts ist das Aufwecken der Empathiefähigkeit, die fast allen Menschen innewohnt. Das ist (siehe Zitate der Schüler*innen) Frau Nemeth sehr gut gelungen – vielen Dank!
Was sagen die Jugendlichen?
„Ich finde es sehr gut, sich mit Themen wie diesem früh zu beschäftigen, sodass man kranke Mitmenschen möglichst gut unterstützen kann.“
„Der Verlust der Persönlichkeit hat mich sehr bedrückt; diese Menschen leiden und können nicht mehr mitteilen, was ihnen fehlt.“
„Der Vortrag hat bewirkt, dass ich das Jungsein noch mehr schätzen werde.“
„Der Workshop war sehr interessant und informativ. Demenz ist eine Krankheit, die immer mehr Menschen betrifft. Aufgeklärt zu sein, wird uns allen in der Zukunft mehr Vorteile bringen.“
Besuch einer Expertin zum Thema Pflege in Österreich
Ethik ist eine praktische Wissenschaft – da steckt TUN drin. Es reicht nicht, wenn ethisches Denken im Kopf bleibt. Es ist auch nicht zufriedenstellend, wenn ich im Herzen mitfühle, dann aber nichts bewege.
Ein Beispiel? Ich habe mich über Massentierhaltung informiert (Kopf); die Tiere tun mir auch leid (Gefühl)…. Diese zwei Schritte allein nützen den Tieren (und in diesem Fall auch den Menschen) wenig. Erst wenn ich ins Handeln komme und bewusst(er) einkaufe, habe ich einen Teilaspekt von Ethik verstanden.
Zum Themenbereich „Gesundheit und Krankheit“ luden die Ethikgruppe der 5. Klassen und ich Frau Hilda-Franciska Geitzenauer BSc ein, um im Unterricht aus ihrer Praxiserfahrung mit pflegebedürftigen Menschen zu erzählen und über Aspekte wie Ausbildung, Berufsprofil und Berufsalltag aufzuklären. Die Schüler*innen stellten Fragen, die eine Fachfrau und nicht das Buch oder ich als Lehrerin beantwortete – viele Jugendliche kennen Pflege- und Altersheime eben nur von außen.
Anlass zum Thema „Gesundheit und Krankheit“ war der Film „Ziemlich beste Freunde“: Der querschnittgelähmte Phillippe lehnt Plegekräfte ab, die ihn bemitleiden oder Ersatzärzte sein wollen. Driss, ein arbeitsloser Kleinkrimineller mit einem Herz aus Gold, bekommt den Job schließlich, weil er Phillippe als Menschen behandelt – Empathie und Humor bilden die Grundlageseiner Arbeit.
Mag. Martine Mandl
BILD 1: SchülerInnen gestalteten „Menschenrechtsbäume“
BILD 2: Besuch beim Suchtpräventions-Workshop im JUSY.